Am 22.07.2011 wurden in der norwegischen Hauptstadt Oslo und auf der
Insel Utøya 77 Menschen getötet, darunter 69 Jugendliche, die an einem
Ferienlager der Jugendorganisation der Sozialdemokratischen
Arbeiter*innenpartei teilnahmen. Seine rassistischen, antisemitischen,
antikommunistischen und antifeministischen Motive legte der Attentäter
in einem Manifest offen. Die Tat prägte den Rechtsterrorismus
nachhaltig, seither haben sich zahlreiche weitere Täter positiv auf
diesen Anschlag bezogen.
So auch ein Täter, der am 22.07.2016 neun Menschen im
Olympia-Einkaufzentrum in München erschoss. Seine Tat fand nicht nur am
gleichen Datum wie der Anschlag in Norwegen statt, der Täter nutze auch
die gleiche Tatwaffe und äußerte ein rassistisches und extrem rechtes
Weltbild. Trotz des ersichtlichen Zusammenhangs beider Anschläge wurde
lange von einem politischen Motiv abgesehen und die Tat von Seiten des
Landeskriminalamtes Bayern als Amoklauf eines (psychisch kranken)
Einzeltäters eingeordnet.
Beide Anschläge sind heute wenig präsent in der öffentlichen Wahrnehmung
und Erinnerungskultur.
Mit dieser Veranstaltungsreihe soll dem Vergessen etwas entgegengesetzt,
über die Taten und ihre politischen Dimensionen aufgeklärt und an die
Ermordeten erinnert werden.
Film und Gespräch 15.07.2025, 18:30, Haus auf der Mauer, Großer Saal
Einzeltäter Teil 1: München
Arbnor hat seine Schwester beim Anschlag am Olympia Einkaufszentrum
verloren, Hasan und Sibel ihren Sohn. Lange mussten die Angehörigen
darum kämpfen, dass der Staat den rassistischen Hintergrund der Tat
anerkennt. Der Film begleitet die Protagonist*innen über mehrere Jahre
in ihrem Kampf um die Erinnerung an ihre Angehörigen und die Anerkennung
der rassistischen Tatmotivation. Der Film war für dne Grimme-Preis
nominiert und ist Teil einer Trilogie in der auch die Angehörigen aus
Halle und Hanau zu Wort kommen.
Vortrag 17.07.2025, 18:30, TaF
Peter Schulz
Der Doppelanschlag von Oslo und Utøya (2011) – Vorreiter des
gegenwärtigen völkischen Nationalismus
„22. Juli“ und „Utøya“ sind in Norwegen unmissverständliche Chiffren für
Rechtsterrorismus, während in Deutschland der schwerste
völkisch-nationalistische Terroranschlag in Europa seit 1945 weitgehend
aus dem Bewusstsein verschwunden ist. Eine Erinnerung an die 77
Ermordeten oder eine Auseinandersetzung mit den Motiven des Täters
findet weitgehend nicht statt.
Der Vortrag soll an die Opfer des Doppelanschlags von Olso und Utøya
erinnern und anhand des Manifests des Täters aufzeigen, wie
Antisemitismus, Rassismus und völkischer Nationalismus in der Chiffre
des „kulturellen Marxismus“ und der These gesteuerter Migration als
Tatbegründung verschränkt sind. Außerdem wird gezeigt, wie der Täter die
Tat gezielt so vorbereitete und durchführte, dass sie Vorbildcharakter
für den zeitgenössischen Rechtsextremismus gewinnen konnte und etwa die
Taten von München, Christchuch und Halle mitinspirierte. Zugleich wird
deutlich, wie das Manifest des Täters die zentralen Positionen
vorwegnimmt, die heute das Zentrum der Ideologie ist, dass die
Identitären, die AfD und andere Organisationen der extremen Rechten
vertreten.
Gemeinsames Gedenken 22.07.2025, 17:00, Johannisstrasse 14
Wir gedenken an:
Hanna Endresen | Tove Ashill Knutsen | Kai Hauge | Jon Vegard Lervag |
Ida Marie Hill | Hanne Ekroll Loevlie | Anne Lise Holter | Kjersti Berg
Sand | Mona Abdinur | Maria Maageroe Johannesen | Ismail Haji Ahmed |
Ronja Soettar Johansen | Thomas Margido Antonsen | Sondre Kjoeren |
Porntip Ardam | Margrethe Boeyum Kloeven | Modupe Ellen Awoyemi | Syvert
Knudsen | Lene Maria Bergum | Anders Kristiansen | Kevin Daae Berland |
Elisabeth Troennes Lie | Trond Berntsen | Gunnar Linaker | Sverre Flate
Bjoerkavag | Tamta Lipartelliani | Torjus Jakobsen Blattmann | Eva
Kathinka Lutken | Monica Boesei | Even Flugstad Malmedal | Carina
Borgund | Tarald Kuven Mjelde | Johannes Buoe | Ruth Benedicte | Vatndal
Nilsen | Asta Sofie Helland Dahl | Hakon Oedegaard | Sondre Furseth Dale
| Emil Okkenhaug | Monica Iselin Didriksen | Diderik Aamodt Olsen |
Gizem Dogan | Henrik Pedersen | Andreas Edvardsen | Rolf Christopher
Johansen Perreau | Tore Eikeland | Karar Mustafa Qasim | Bendik Rosnaes
Ellingsen | Bano Abobakar Rashid | Aleksander Aas Eriksen | Henrik
Rasmussen | Andrine Bakkene Espeland | Synne Roeyneland | Hanne Balch
Fjalestad | Ida Beathe Rogne | Silje Merete Fjellbu | Simon Saebo |
Hanne Kristine Fridtun | Marianne Sandvik | Andreas Dalby Groennesby |
Fredrik Lund Schjetne | Snorre Haller | Lejla Selaci | Rune Havdal |
Birgitte Smetbak | Guro Vartdal Havoll | Isabel Victoria Green Sogn |
Ingrid Berg Heggelund | Silje Stamneshagen | Karin Elena Holst |
Victoria Stenberg | Eivind Hovden | Tina Sukuvara | Jamil Rafal Mohamad
Jamil | Sharidyn Svebakk-Boehn |
Steinar Jessen | Havard Vederhus | Espen Joergensen | Armela Segashi |
Can Leyla | Dijamant Zabërgja | Guiliano Kollmann | Hüseyin Dayıcık |
Roberto Rafael | Sabine S. | Selçuk Kılıç | Sevda Dağ
Vortrag 24.07.2025, 18:30, TaF
Regula Selbmann
Der Anschlag am Olympia-Einkaufszentrum (2016) – Kämpfe um
Interpretation und Erinnerung
Am 22. Juli verloren Armela Segashi, Can Leyla, Dijamant Zabërgja,
Guiliano Kollmann, Hüseyin Dayıcık, Roberto Rafael, Sabine S., Selçuk
Kılıç und Sevda Dağ bei einem rechtsterroristischen Anschlag in München
ihr Leben. Während die Ermittlungsbehörden die Tat als Amoklauf eines
psychisch kranken Einzeltäters einordneten, stellten Angehörige,
zivilgesellschaftliche, städtische und wissenschaftliche Akteure diese
Interpretation in Frage. Es entwickelte sich eine Auseinandersetzung um
die Interpretation und Erinnerung der Tat. Der Vortrag zeichnet die
Ereignisse in München nach und fragt danach, welche Potenziale für
politische Veränderungen aus der Erinnerung an rechte Gewalt erwachsen.
Die Veranstaltungsreihe ist eine Kooperation von Das Schlechte Gewissen,
NSU-KOMPLEX AUFLÖSEN Jena, JAPS, Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen