Stadtteilrundgang zum NSU-Komplex… rechter Terror aus Jena
Winzerla ist ein Stadtteil von Jena. Bis in die 1940er ein beschauliches Dorf, in dem sich studentische Burschenschafter aus der Innenstadt zum regelmäßigen Trinkgelage trafen, veränderte sich der Charakter grundlegend durch den Bau von Neu-Winzerla ab Ende der 1960er Jahre zur Schlaf-Stadt für Arbeiter*innen lokaler Betriebe am Rande von Jena. In den 1990er boten die Plattenbausiedlung und ihre Bewohnenden die Kulisse für die politische Sozialisierung und Radikalisierung des NSU und Teilen seines Unterstützer*innenetzwerks. Protegiert durch die Mitarbeitenden des lokalen Jugendclubs, fanden junge Nazis im Stadtteil Vernetzungs- und Rückzugsräume. Sie verübten Gewalttaten und erzeugten Angsträume für alle, die nicht in ihr menschenverachtendes Weltbild passten. 20 Jahre nach dem Tod von Enver Şimşek, dem ersten bekannten Todesopfer des NSU, gehen wir durch den Stadtteil, in dem einer der Ausgangspunkte für den späteren NSU-Komplex liegt.
Die Kernmitglieder des Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU) kamen aus Jena und wuchsen u.a. im Stadtteil Jena Winzerla auf, der in den 1990ern von rechten (Jugend-)Gruppen geprägt war. Bevor sie als NSU bundesweit rechte Terroranschläge verübten, waren sie Teil lokaler Nazigruppen. In dem geschichtspolitischen Stadtteilrundgang durch Winzerla werden wir das städtische Klima der 1990er, rechte Übergriffe und die akzeptierende Jugendarbeit am „Ort des Geschehens“ erkunden. Wie sah Winzerla damals, wie sieht es heute aus? Welche Kontinuitäten rechter Präsenz im Stadtteil gibt es? Und welche Fortschritte macht ein städtisches Gedenken an die Mordopfer des NSU-Komplexes?
Dauer: 2 Stunden
Stationen:
- Historie & Entstehung von Neu-Winzerla
- Rechter Kampf um die Straße – Besetzung des Öffentlichen Raums
- Angsträume am Beispiel “Überfall an der Wendeschleife”
- Akzeptierende Jugendsozialarbeit und was wir daraus für heute lernen können
- Kampf um Erinnerung im Kontext des NSU in Jena
Wir bieten den Stadtteilrundgang für Gruppen und interessierte Personen auf Nachfrage an. Bei Interesse kontaktiert uns gerne.