Kassel und Ankündigung Geschichtswerkstatt

6. April 2019-
Das Gedenken an Halit Yozgat bleibt öffentlich!

Gemeinsame Teilnahme an Gedenkveranstaltung in Kassel und Ankündigung Geschichtswerkstatt

Kein Vergeben, kein Vergessen

Am 6. Aril 2006 wurde Halit Yozgat vom „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) in seinem Internetcafè in in der Holländischen Straße in Kassel ermordet. Vor Ort auch ein Mitarbeiter des hessischen Verfassungsschutzes, Andreas Temme. Ermittlungen zu einer möglichen Zeugen- oder Mittäterschaft gegen ihn wurden ergebnislos eingestellt.
Seit dem Mord sind 13 Jahre vergangen, das Versprechen einer „lückenlosen Aufklärung“ ist unerfüllt. Zahlreiche parlamentarische Untersuchungsausschüsse und der Münchner NSU-Prozess konnte den NSU-Komplex nicht umfassend aufklären. Die Forderungen der Familie Yozgat u.a. nach Umbenennung der Holländischen Strasse in Halitstraße sind bisher unerfüllt.

Bereits im letzten Jahr zog sich die Stadt Kassel aus der öffentlichen Gedenkveranstaltung zurück. Sie kündigt damit die Zusammenarbeit mit der Familie, Angehörigen des Opfers und zivilgesellschaftlich Aktiven auf und will öffentliche Trauer unsichtbar machen.

Was wir wollen

Dies wollen wir nicht hinnehmen. Wir fordern Aufklärung des NSU-Komplexes! Wir fordern öffentliches Gedenken den Opfern von rassistischem Terror!
Auch in Jena, dem politischen Herkunftsort des sogenannten Kerntrios des NSU-Komplex und Wohnort etlicher Unterstützer*innen, ist das Gedenken an dessen Opfer und die Opfer rassistischer Gewalt im öffentlichen Bewusstsein der Stadtgesellschaft nahezu unsichtbar. Verdeckt vom imaginierten Glanz der Lichtstadt scheinen gewaltaffine Nazi-Horden und ihre Opfer jener Zeit in Vergessenheit geraten zu sein. Wir wollen diese Geschichten nicht vergessen!

Wir wollen die Perspektive von Rassismusbetroffenen verstehen lernen, ihnen zuhören und mit ihnen gegen Rassismus und Vergessen eintreten.
Daher wollen wir gemeinsam von Jena aus zur öffentlichen Gedenkveranstaltung in Kassel fahren und an der anschließenden Demonstration teilnehmen und uns so solidarisch mit den Forderungen der Familie zeigen.

Nach Kassel – Geschichtswerkstatt zum NSU in Jena

Die Fahrt soll auch Auftakt sein, sich in Jena im Rahmen einer Geschichtswerkstatt den Anfängen und gesellschaftlichen Ermöglichungsbedingungen des späteren NSU zu zuwenden. Wir wollen uns dabei auf den Weg einer Geschichtsschreibung von unten begeben.
Verstehen, in welchem Umfeld sich Neonazismus am Ende der 1980er und 90er Jahre entwickeln konnte. Welche rassistischen Kontinuitäten es in Jena gibt, wer davon betroffenen war und ist. Die Geschichtswerkstatt richtet sich explizit an Jugendliche, welche die Geschichte Jenas und den Einfluss rechten Terrors mit uns gemeinsam sichtbar machen wollen.
Für dieses Anliegen wollen wir uns in einer möglichst diversen Gruppe aus interessierten Leuten zusammenfinden.
Gemeinsam mit Aktiven der Geschichtwerkstätten aus Chemnitz und Zwickau wollen wir am Gedenken in Kassel teilnehmen, uns vernetzen und austauschen, um durch die Projekte die Betroffenenperspektive auch in den Städten der neonazistischen Täter*innen sichtbar zu machen.

Um für Kennenlernen und eine entspannte Teilnahme in Kassel ausreichend Zeit zu haben, wollen wir bereits am Freitag Abend mit einem Bus nach Kassel fahren. Eine Übernachtung im Hostel ist angedacht. Am Samstag nach der Demo fahren wir dann alle gemeinsam zurück.

Eckdaten:

* Abfahrt in Jena am Fr., 05.04., 17:30, Rückfahrt Sa nach Demo
* Gemeinsame Übernachtung im Hostel
* Eigenbeteiligung für Fahrten und Hostel: 10-20 €
* Anmeldefrist 03.04.2019
* Kontaktadresse: nsukomplexaufloesenjena@riseup.net

Bei Fragen dazu wer wir sind, zur Fahrt nach Kassel oder zur
Geschichtswerkstatt wendet euch gerne an uns.

NSU-KOMPLEX AUFLÖSEN Jena